Alles, was Sie dazu brauchen, ist Liebe zum Tier, Verständnis für die Natur, Verlässlichkeit ― und ein dickes Fell! ….Und das ist schon eine ganze Menge.
Ehrenamtlich bedeutet zudem, dass Sie dafür kein Geld bekommen. Aber alle Kosten für die Igel: Medikamente, Futter, alles, was man für die professionelle Unterbringung benötigt, bezahlt der Verein.
Ich will hier nichts beschönigen, aber die meisten Igelpfleger oder Igelpäppler schmeißen nach einiger Zeit das Handtuch. Das ist jammerschade, aber durchaus nachvollziehbar!
Welcher ehrenamtliche Helfer möchte bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit ausbrennen? Wer will das schon generell?
Aber jeder, der in der Tierhilfe tätig ist, egal ob Wildtier oder Haustier, wird mir beipflichten: Es gibt zu wenige Helfer, oft zu wenig Geld, aber dafür viel zu viele Tiere in Not und obendrein auch noch Menschen, die des Begriffes nicht würdig sind. (Ich erinnere mich noch die Frau, die letztes Jahr bei mir anrief und sagte, wenn ich den Igel jetzt nicht sofort bei ihr abhole, dann werfe sie ihn in den Müll. Ich hatte zu dem Zeitpunkt tatsächlich kein Auto und ein Fahrrad habe ich so wie so nicht ― und ich hatte auch keine Adresse. Nachdem Sie mir den Hörer draufgeknallt hatte, ging sie auch nicht mehr ans Telefon. Ich weiß nicht, was aus dem kleinen Igel, der da wohl regungslos in ihrem Garten lag, geworden ist.)
Aber mit solchen Individuen muss man umgehen können. Das geht aber nur, wenn man sein Leid mit anderen teilen kann. Man braucht eine Gruppe Gleichgesinnter, mit der man sich austauschen kann, die einen auffängt oder wo sich auch mal jemand vor einen stellt.
Ich bin im normalen Leben Therapeutin für Psychotherapie HPG. Früher habe ich sehr viele Seminare und Fortbildungen gegeben und ich glaube, das kriege ich hin: Eine Gruppe Gleichgesinnter unter einem Hut zu fangen und zu schauen, dass sie nicht ausbrennen. Sei es nun, weil ein schwer verletzter Igel, um den man sich mühevoll gekümmerte, letztendlich doch gestorben ist oder nach einer Begegnung mit einem nicht so rühmlichen Lebewesen der Gattung Mensch😉
Aus diesem Grund werden wir als Verein eine Igelstation auch erst dann in Betrieb nehmen, wenn wir genügend ehrenamtliche Helfer haben. Parallel werden wir uns bemühen, auch zwei Teilzeitkräfte einzustellen, aber dafür müssen wir zuerst Fördergelder beantragen.
Genügend Ehrenamtliche heißt, dass keiner mehr Stunden in der Station verbringt als abgesprochen. Minimal erwarte ich allerdings, dass jeder ehrenamtliche Igelpfleger fünf Stunden pro Woche investiert, maximal zehn Stunden. Und dass wir ein paar zusätzliche Igelpfleger haben, die einspringen können, wenn mal jemand plötzlich krank wird, in Urlaub fährt oder das Arbeitsaufkommen in der Station sehr hoch ist. Bspw. im Herbst, wenn alle Igelstationen generell aus den Nähten platzen, weil dann zu all den verletzten, untergewichtigen oder sonst wie kranken Igeln auch die (verwaisten) Igelbabys und Jungigel kommen.
Voraussetzung für das Öffnen der Station ist, dass wir genügend „Personal“ haben, sodass sieben Tage die Woche fünf Stunden lang mindestens 2 Personen anwesend sind. In der Zeit müssen auch alle Tiere versorgt werden. Das heißt, ihre Boxen müssen gesäubert werden, die Tiere müssen gewogen und ggf. medizinisch versorgt werden. Natürlich muss auch ein Pflegeprotokoll geführt werden. Dabei müssen nicht zwingend beide Personen ausgebildete Igelpfleger sein. Der Job der Reinigungskraft ist mindestens genauso wichtig!
Fünf Stunden erscheinen Ihnen jetzt vielleicht viel, aber das ist abhängig von der Anzahl der Tiere. Igel schlafen tagsüber und haben dann auch gerne ihre Ruhe. Deshalb, wenn in der Station nichts mehr zu tun ist und alle Tiere versorgt sind, dürfen Sie auch nach Hause gehen ― aber während Ihrer regulären „Dienstzeit“ bleiben Sie auf stand by für den Fall, dass jemand anruft, weil er einen hilfsbedürftigen Igel gefunden hat, den er gerne vorbeibringen möchte. (Auch das lernen Sie als Igelpfleger, wie man einen solchen Anruf beantwortet und vor allen Dingen, woran man einen hilfsbedürftigen Igel erkennt. In der Regel ist es auch so, dass Finder das Tier zumindest zur Station bringen. Die meisten Menschen haben dafür auch Verständnis. Aber im Falle, wo tatsächlich mal jemand anruft, der glaubhaft erklären kann, warum er bspw. kein Auto hat, werden wir das Tier auch abholen. Aber das soll nicht ihre Sorge als Igelpfleger sein.)
So ein Plan, wie eine Igelstation aufzurichten will durchdacht sein.
Vielleicht fragen Sie sich auch, woher ich dann all die ehrenamtlichen Helfer nehmen will. Nun, vielleicht bin ich ja naiv ―obwohl, man hat mir ja schon vieles nachgesagt, aber Naivität gehörte bislang nicht dazu. Ich bin Pragmatikerin: Wenn es in anderen Regionen Deutschlands gelungen ist, ein solches Vorhaben umzusetzen, dann gelingt das in Ostfriesland auch!
An meinem letzten Wohnort in Bocholt in NRW gab es damals gleich zwei aktive Igelvereine. Einen, indem auch ich aktives Mitglied war, mit eigener Station, die mindestes 200 Igel pro Jahr versorgte. Daneben den Tiernotruf, der ebenfalls Igelaffin war und eigene Igelpfleger beschäftigte. Und Bocholt ist kleiner als Aurich.
Jetzt bin ich Mitglied im Igelverein „Igelhilfe im Landkreis Cuxhaven e.V.“ von Stefi Röse. Ihre Station päppelt und pflegt jedes Jahr knapp 400-! Tiere. Sie beschäftigt im Schnitt 10 ehrenamtliche Helfer. (Stefi ist die, die mich jetzt auffangen muss, wenn ich das mal brauche und sie ist auch diejenige mit mehr Erfahrung, bei der ich mir Rat hole, wenn ich mit einem Igel nicht weiterweiß, bevor ich zum Tierarzt fahre.) Cuxhaven deshalb, weil ich in ganz Ostfriesland niemanden finden konnte, der sich wirklich professionell für die Tiere einsetzt. Es gibt hier einige gute Igelpäppler, die aber weitestgehend unter dem Radar arbeiten, auch um nicht von Leuten, die einen hilfsbedürftigen Igel abgeben wollen, überrannt zu werden. Das Ganze kostet ja auch Zeit und Geld und man braucht Platz, Platz, Platz. Mein Mann und ich können da ein Lied von singen. Und das war auch der Grund, warum wir einen eigenen Igelverein gründen wollten: weil Ostfriesland wirklich unterversorgt ist! Beispiel Cuxhaven: Dort gibt es im Umkreis von ca. 30 KM noch mindestens vier weitere Igelvereine, die ebenfalls mehrere hundert Tiere pro Jahr aufnehmen. Laut Stefi arbeiten diese auch sehr gut zusammen. Eine Station hat sich bspw. auf Igel mit extrem schweren Verletzungen durch Mähroboter spezialisiert und wenn eine andere Station so einen Igel bekommt, kann sie das Tier dort hinbringen und nimmt dafür einen anderen Igel, bspw. mit einer Mykose mit zurück. All diese Vereine bewerben sich auch oft für dieselben Fördermittel und Spenden, aber ganz ohne Zickenkrieg. ―Da können sich einige andere ein Scheibchen von abschneiden.
So, ich merke, ich habe mich ein wenig in das Thema Organisation verrannt. Aber es ist wichtig, dass Sie verstehen, auf was Sie sich einlassen. Alles, was Sie als Igelpfleger lernen werden, beruht auf meinen Erfahrungen, denn ich werde Sie anlernen.
Nun ist „Igelpfleger“ oder “Igelpflegerin” genau genommen kein Beruf ― eher eine Berufung. Es gibt kein Staatsexamen oder dergleichen. Was es wohl gibt, ist eine Prüfung zum Igelpfleger nach §11 des Tierschutzgesetzes. Diese Prüfung wollte ich seinerzeit in Borken beim Veterinäramt ablegen. Allerdings stand zum damaligen Zeitpunkt schon fest, dass wir nach Aurich ziehen und da diese Prüfungen länderbezogen sind, sagte man mir dort, ich müsse die Prüfung beim zuständigen Veterinäramt meines neuen Wohnortes ablegen, da die Prüfung aus NRW in NI nicht gültig wäre.
Wie sich aber dann herausstellte, ist diese Prüfung hier keine Pflicht. Andere Länder, andere Sitten. Nichtsdestotrotz stehen wir als Verein jetzt in Kontakt mit dem Veterinäramt und der Unteren Naturschutzbehörde. Erstens möchten wir von Anfang an gut mit diesen zusammenarbeiten und zweitens würde ich persönlich diese Prüfung irgendwann doch noch gerne ablegen.
Und jetzt mal Butter bei die Fische: Wenn Sie ausreichend Zeit und die nötigen Nerven haben, denn Sie werden in ihrer Funktion als Igelpfleger leider auch Blut und andere unschöne Dinge zu Gesicht bekommen (Igel leben meiner Meinung nach heutzutage im Kriegsgebiet, überall lauern Gefahren, die sie töten können und zudem leiden sie Hunger), dann melden Sie sich. Wir reden gerne auch bei einer Tasse Tee und dabei werde ich all ihre Fragen persönlich beantworten.
Ich hatte zu meiner Zeit das Glück, eine wirklich gute Ausbilderin zu haben. Leider besteht der Igelverein aus Bocholt, in dem ich damals Mitglied war, nicht mehr. Aber die Leiterin war Pragmatikerin, genau wie ich und deshalb funkten wir meistens auf einer Wellenlänge. Außerdem bin ich ja Heilpraktikerin, obgleich nur für Psychotherapie, aber wenn uns etwas während der Grundausbildung zum HP-PSY eingebläut wurde, dann war es HYGIENE, HYGIENE, HYGIENE. Und so ist das auch bei den Igeln und so sah das auch die Leiterin des damaligen Igelvereins.
Ihre Igelstation war verhältnismäßig klein und deshalb nahmen alle Igelpäppler, die für sie tätig waren, auch Tiere mit nach Hause. Dazu sei gesagt, bei manchen Tieren geht das nicht anders. Bspw. wenn man verwaiste Igelbabys hat, die alle 2-3 Stunden gefüttert werden müssen. Auch dazu müssten Sie als Igelpfleger mal bereit sein. Wobei ich darauf achten werden, dass Sie die Tiere keine zwei Wochen am Stück behalten, weil Sie natürlich jede Nacht dreimal zum Füttern raus müssen.
Da wir aber noch keine Station haben und wir auch nicht loslegen können, bevor wir nicht ein gewisses Kontingent an Igelpflegern ausgebildet haben ― alles andere wäre das Pferd von hinten aufzusatteln ― werden Sie während ihrer Ausbildung/Anlernphase ein oder zwei Tier mitnehmen müssen. Alles, was Sie dazu benötigen: eine geeignete Plastikbox für jeden Igel (80x60x45cm), Handtücher, Futternäpfchen, Futter, Einweghandschuhe, Reinigungsmittel für die Box und was Sie ggf. für die individuelle Betreuung eines Igels benötigen, bekommen Sie von mir oder unserem Verein.
Hilfsbedürftige Igel werden in den oben beschriebenen Plastikboxen, meist von einer Marke, die immer fragt „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ gehalten. Diese Boxen sind robust, einfach zu reinigen und mit Rädern versehen. Jeder Igel bekommt dabei seine eigene Box! Ausnahme sind lediglich Igelmütter mit Jungen oder verwaiste Igelbabys bis zu einem Gewicht von ca. 200 Gramm. (Mir ist das an dieser Stelle so wichtig, weil ich leider auch schon gesehen habe, dass mehrere Tiere zusammen in einem Gehege oder einer Box gehalten wurden oder in Stiefelkartons von 30x30cm mit der Begründung, die Tiere seien verletzt und brauchten keine Bewegung.)
Die Boxen werden zuerst mit etwas Zeitungspapier ausgelegt. In ein Handtuch eingeschlagen, sodass das Tier zugedeckt ist, liegt dann der Igel. Die Boxen sind zudem auch groß genug, sodass Futter- und Wassernapf locker darin Platz haben und das Tier trotzdem noch Bewegungsfreiheit hat. Jeden Morgen müssen die Boxen mit einem Desinfektionsspray und Reinigungspapier gründlich gereinigt werden. Der Igel muss gewogen und einmal in Augenschein genommen werden. Gewicht und Befinden trägt man sodann ins Pflegeprotokoll ein.
Danach legt man ihn wieder in ein frisches Handtuch in seine saubere Box und versorgt ihn mit frischem Wasser und Futter. Auch die Näpfchen müssen regelmäßig gereinigt werden. Die schmutzigen Handtücher sammeln Sie und geben Sie mir in einer Tüte zurück. Ich habe eine eigene Waschmaschine, nur zum Waschen von Igelhandtüchern.
Als nächstes lernen Sie, wie man einen Igel entfloht oder vor einen Inhalator hält. Auch bekommen Sie ein Kotröhrchen und müssen drei Tage Kotproben darin sammeln. Fast alle Igel leiden heutzutage nämlich unter verschiedenen Innenparasiten und müssen oftmals behandelt werden. In einigen Fällen geschieht dies mit Medikamenten, die man dem Tier oral verabreicht in anderen Fällen wird das Mittel subkutan unter die Haut gespritzt. ―Auch das müssen Sie lernen. (Bei Igeln gibt es einen einfachen Trick, wenn sie partout ihr Mäulchen nicht öffnen wollen: man schmatzt, dem kann kaum ein Igel widerstehen. So lassen sich auch Medikamente oral verabreichen. Zudem mische ich immer alles mit ein wenig Reconvales. Einem süß schmeckendem Päppeltonikum für Katzen. Igel sind zwar reine Fleischfresser und ihr Organismus kann ausschließlich Proteine/Eiweiß verwerten, trotzdem sind sie Süßmäulchen. Sie können etwas Süßem genauso wenig widerstehen wie kleine Kinder.)
So hat es meine Ausbilderin damals auch gemacht: Zuerst bekam ich deshalb auch nur Igel, die noch gepäppelt werden mussten, weil sie zu „dünn“ waren. Aber so lernt man schon mal das Handling. Igel können nämlich ganz schön pieken, obwohl man sich daran gewöhnt. Aber auch der Igel gewöhnt sich schnell an die menschliche Hand und rollt sich nicht mehr sofort auf, wenn man ihn hochnimmt. Ich hatte am Anfang immer noch einen Zeigefinger unter dem Igelbauch. Sehr angenehm vor allen Dingen, wenn man ein ausgewachsenes Männchen in der Hand hat, das 1.700 Gramm wiegt und sich plötzlich aufrollt.
Tja, und dann werde ich Sie vielleicht irgendwann anrufen und fragen, ob Sie Zeit haben, weil ich einen verletzten Igel bekommen habe, damit Sie sich ansehen, wie man so ein Tier versorgt. (Solange wir noch keine Station haben, pflegen mein Mann und ich einige Tiere zu Hause. Für uns ist das ein echtes ethisches Dilemma, weil wir nicht den Platz haben, um so viele Tiere gleichzeitig aufzunehmen. Wobei wir zu zweit auch nur ein gewisses Kontingent schaffen ― immerhin sind auch wir berufstätig. Zum Glück können wir uns unsere Arbeitszeiten als Selbstständige aber etwas einteilen.)
Sie lernen, wie man einen verletzten Igel untersucht. Wie man ihn dazu bewegt, sich zu entrollen. Wie man Zecken zieht. Einige Tiere haben bis zu 600 dieser Blutsauger. Und natürlich, wie man Wunden versorgt oder Maden und Fliegeneier entfernt. Gerade im Sommer haben nämlich oftmals schon Fliegen ihre Eier in die Wunden gelegt. Eier und Maden müssen sofort entfernt werden. Teilweise geht das mit einem Absauggerät.
Vielleicht sagen Sie an dieser Stelle Stopp, so weit so gut, aber Maden absaugen oder schwere Wunden behandeln kann ich nicht. Wenn Sie es wirklich nicht können, bleiben Sie bei dem, was Sie sich zutrauen.
Keinem Tier ist geholfen, wenn ich seinen Pfleger mit dieser Aufgabe überfordere.
lgel müssen manchmal auch gebadet werden. Einige sind so verdreckt, dass es nicht anderes geht. Auch das ist zeitaufwendig, aber vielleicht liegt Ihnen das eher. Manche Igel leiden zudem an Hautpilzerkrankungen oder Milbenbefall oder Beidem (Mykosen) . Sie müssen deshalb alle 4-5 Tage ebenfalls in speziellen Mitteln 10 Minuten gebadet werden. Es gibt Mittel, die bspw. nicht mit den Augen in Berührung kommen dürfen und gerade Pilzerkrankungen sind Zoonosen, heißt sie können auf andere Tiere und Menschen übertragen werden. Hier ist exorbitant viel Achtsamkeit geboten und ein einwandfreies Hygienemanagement.
Wenn Sie einen Igel zu Hause pflegen, brauchen Sie einen Raum, in dem es tagsüber ca. 21 Grad ist, nachts nicht kälter als 10 Grad. Das kann auch ein trockener Kellerraum sein. Den Unterschied zwischen Tag und Nacht können Sie ihm ruhig vorgaukeln, indem Sie tagsüber das Licht anlassen.
Was ich nicht machen werde, ist Sie anrufen und sagen, da kommt jetzt gleich jemand vorbei und gibt einen hilfsbedürftigen Igel bei dir ab. Guck mal, was du machen kannst, ich habe jetzt keine Zeit und melde mich später.
Irgendwann werden Sie in der Station Igel in Empfang nehmen müssen und Sie müssen auch eine Erstversorgung durchführen können. Jedenfalls sollte das Ihr persönliches Ziel sein. Wenn Sie aber merken, dass Sie gewissen Dinge nicht machen können, ist es gut, wenn wir gleich darüber reden. Deshalb möchte ich u.a. auch, dass immer zwei Personen später in der Station zusammenarbeiten: sie sollen sich ergänzen.
Alles andere lernen Sie nur im Umgang mit den Tieren und ausschließlich durch Praxiserfahrung. Ich weiß noch, wie ich meine eigene Ausbilderin damals bewundert habe, weil Sie sämtliche Krankheitsbilder und Parasitosen nebst Behandlungsformen, einschließlich der Medikamentennamen, Dosierungen und Verabreichungsformen im Kopf hatte. Heute singe ich das rückwärts im Schlaf. Und ich will an dieser Stelle ganz ehrlich zu Ihnen sein: Ich mache das erst seit knapp vier Jahren. Letztes Jahr, also 2024, haben mein Mann und ich privat z.B. 64 Igel gepflegt, darunter einige wirklich Schwerverletzte. Vier der Tiere sind verstorben oder mussten von meiner Tierärztin eingeschläfert werden. Das sind 4,5%. Die Sterberate in Igelstationen ist höher, wesentlich höher.
Ich persönlich habe es mir aber auch auf die Fahne geschrieben, dass wir mit unserer Station unter der durchschnittlichen Sterberate bleiben.
Es gibt mittlerweile sehr gute Fachliteratur zum Thema Igelpflege. Die besten dieser Bücher hat ProIgel herausgegeben und ohne diese Bücher ist die Pflege eines hilfsbedürftigen Igels, geschweige denn das Betreiben einer professionellen Igelstation nicht möglich.
Deshalb erwähne ich auch so oft das Wort professionell. Wer sich nicht an die gesetzlichen Regeln zum Schutz von Wildtieren hält, bspw. mehrere erwachsene Igel zusammen in einem Gehege/einer Box unterbringt, glaubt, die Tiere bedürften keiner täglichen Reinigung, weil es sich nicht um Haustiere handele oder sich nicht an die Vorgaben bezüglich der Verabreichung von Medikamenten hält, der betreibt auch keine professionelle Station und kann sich auch nicht als professioneller Igelpfleger bezeichnen.
Es gibt z.B. keine Medikamente, die ausschließlich für Igel hergestellt werden. Die meisten dieser Mittel stammen aus der Haustiermedizin und werden lediglich in geringeren Dosen verabreicht. ProIgel hat hierzu ein Praxishandbuch herausgebracht, dass eigentlich Tierarztpraxen vorbehalten ist. Aber ich kenne keinen seriösen Igelpfleger, der dieses Handbuch nicht auswendig kennt.
Das war ein langer Text. Aber Igelpfleger wird man auch nicht von heute auf morgen. Jedoch, den ersten Schritt, den haben Sie jetzt vielleicht schon getan.
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dieses Blogs:
Kristina Martha Bruins
Blog 7 Werden Sie ehrenamtlicher Igelpfleger*in
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